kemptner hütte-edmund-probst haus, gehzeit 10 Stunden, 1.580 hm hoch und 1.500 hm runter

Wahnsinns Aussicht, und nichts für schwache Beine...

Um 6:30 Uhr starte ich, sonst wird das heute nichts. Ich habe die längste Strecke der ganzen Tour vor mir. Normalerweise läuft man diese Etappe in 2 Tagen, aber das will ich nicht. Ich biege am Schneck nicht nach rechts zum Prinz-Luitpold-Haus nach rechts ab, sondern laufe rechts ums Schneck herum und dann über das Laufenbacher Eck zum Edmund-Probst-Haus.

Guten Morgen! Die Nacht im Lager ging dann so einigermaßen, mein Wecker schellt um kurz vor 6, ab 6 Uhr gibt es Frühstück. In der Hütte ist es schon recht trubelig, in meinem Lager schläft aber noch alles. Abends hatte ich mir- wie sonst auch- für morgens schon alles zurecht gelegt, sodass ich nur noch meinen Hüttenschlafsack einrollen muss und dann schon fast abgehbereit bin. Die übliche Graubbrotschnitte und ein Kaffee- die zweite Scheibe packe ich mir für das Mittagessen ein. Noch schnell Zähne putzen und dann geht es um 6:30 Uhr auch schon los.

Der Weg ist am Anfang gut zu meistern, im Sonnenaufgang geht es umso besser. Schnell gewinne ich an Höhe, links ist der Abstieg zum Spielmannsau zu sehen. Der erste Aufstieg vom Fernwanderweg E5 zur Kemptner Hütte. Eigentlich ist Oberstdorf gar nicht mehr weit... Der Weg ist schön zu gehen, zwei Fußlängen breit und umgeben von Gras. Aber das soll sich bald ändern...

Dieses Geröllfeld... mein absoluter Horror. Deshalb ist das Bild auch bis zum Maximum bearbeitet. Aber von vorne. Der erste Anstieg bis zum Fürschießersattel war wirklich super zum laufen. Anschließend geht es in ein paar Serpentinen wieder etwas runter bis man dann vor diesem Feld steht. So schmal, dass man nur einen Fuß vor den anderen stellen kann. Rechts Berg, leichte Gerölllawinen liegen auf dem Weg. Überall kleine rutschige Steine, die auf trockenem Untergrund liegen. Links gehts einfach nur runter. An sich ist an dem Weg überhaupt nichts auszusetzen, absolute Konzentration ist notwendig weil sich mein Kopf einschaltet. Also einen Schritt vor den anderen. Auch wenn das Feld groß ist, ich kann mich durch andere nicht hetzen lassen und muss mich auf mich und meine Stärken besinnen. Ein falscher Tritt, das ist jetzt meine größte Sorge. Dadurch gehe ich echt unsicher, aber umdrehen ist jetzt nicht mehr. Irgendwann hat es dann ein Ende, absoluter Respekt vor dieser Stelle. Ein bisschen Stolz macht sich breit.

Ich werfe noch mal einen Blick zurück und widme mich dann dem nächsten Teilstück. Immer auf dem Grat, immer hoch und runter. Sehr gut zu gehen. Rechts und links ist auch wieder Gras, natürlich auch Abgrund. Aber der Untergrund macht es für mich viel einfacher zu laufen, die Landschaft ist einfach toll. Der Blick atemberaubend. Links der Blick auf die Höfats, das "Matterhorn des Allgäus". Über Kreuzeck und Rauheck geht es irgendwann in endlosen Serpentinen wieder abwärts. Hier kann man über den Älplesattel nach Oberstdorf absteigen, ich biege nach rechts zum Eissee ab. Ingesamt sind hier nicht viele Menschen unterwegs, entgegen kommt mir hier keiner. 

Im Schatten des Berges geht es bis zum Abstieg zum Oytal. An einer morschen Tränke mache ich vor dem nächsten Anstieg zunächst eine kleine Pause in der Sonne. Tageswanderer steigen aus dem Oytal nach oben. Der Weg schlängelt sich weiter nach oben, der Weg ist breit und wunderbar zu gehen. Am Fuße des Schnecks biegt der Weg zum Prinz-Luitpold-Haus nach rechts unten ab. Die ersten Wanderer kommen mir jetzt aus Richtung Laufenbacher Eck entgegen. Teilweise auch mit Hunden, also kann es so schlimm ja nicht mehr werden.

Ich laufe zunächst parallel zum Berg , dann geht es noch einmal bergab. An der Schönberghütte biegt nach rechts der Weg zum Prinz-Luitpold-Haus ab,  also der direkt Weg vom Prinz-Luitpold-Haus zum Laufenbacher Eck. Ab dann geht es einfach nur noch nach oben. Der Anstieg ist gut zu bewältigen, aber ich habe schon einige Stunden in den Beinen und jetzt wird es auch echt anstrengend. Einfach nur noch hoch. Rechts unter mir taucht auch Bergwacht Haus mit Hubschrauber Landeplatz auf. Für die Wanderer, die sich am Laufenbacher Eck überschätzen und gerettet werden müssen. Davon bin ich aber noch weit entfernt. Die letzten Meter des jetzt wieder breiten Weges hoch zum Laufenbacher Eck sind steil, mit Drahtseilen versichert und auch etwas rutschig. Am Ende bin ich froh, dass ich oben bin. Echt. Erste Wolken ziehen auf und am Laufenbacher Eck will ich nicht bei Gewitter herumturnen. 

Ein Blick zurück Richtung Laufenbacher Eck. Hier möchte ich auf jeden Fall noch mal einen Tageswanderung aus dem Oytal machen. Vielleicht auch mit Anstieg über das Nebelhorn, also genau andersherum als ich jetzt gehe. Links blicke ich jetzt immer ins Oytal hinab, mir kommen "Wanderer" in leichten Turnschuhen entgegen. Möglich ist alles, aber nicht so meins. Kleinere Anstiege bzw. Abstiege mit Drahtseilen müssen überwunden werden, da sollte es ein Trekking-Schuh schon sein. Aber die haben dann auch nur einen Turnbeutel auf dem Rücken. Wenn die wüssten, dass jetzt erstmal weit und breit keine Hütte oder eine Tränke zum Auffüllen der Trinkflaschen kommen...

Na ja, muss im Prinzip auch jeder selbst wissen. Vom Laufenbacher Eck sind es etwa zwei Stunden bis zum Edmund-Probst-Haus. Da ist jetzt auch noch machbar. Im Edmund-Probst-Haus kann man warm duschen und ich kann die Spinat-Knödel empfehlen!

Ich genieße noch ein Bier im Sonnenuntergang, an der Mittelstation des Nebelhorn findet ein Live-Konzert statt, Country. Zwar nicht so meine Musik, aber die Atmosphäre ist einfach toll. Am nächsten Tag werde ich nur noch absteigen, ein bisschen Käse und Haselnussschnaps kaufen und anschließend vollbepackt nach Hause fahren. Es war eine grandiose Wanderung mit vielen Eindrücken. Ich bin schon gespannt, was ich mir als nächstes ausdenke :-)