hochweisssteinhaus-wolayerseehütte

Route 6

Gehzeit: 5 Stunden

22,4 Kilometer

1.000 hm hoch, 900 hm runter

 

Um 6:30 Uhr gibts Frühstück. Wieder Buffet. Also Kaffee, 2 Brote und ein Milchbrötchen mit Nutella. 

7:10 Uhr: auf geht's. Erster Anstieg zum Öfner Joch. Ab dann geht's auf italienischer Seite weiter, erstmal knapp 400 hm nach unten und jetzt auf dem Kärntner Grenzweg unterwegs. Die Sonne scheint schon ordentlich, also schnell aus dem Langarmshirt raus. Trotz der frühen Uhrzeit ist es schon recht warm. Unten gehts durch einen dichten Lärchenwald bis zur unteren Fleonsalm. Nach einer weiteren verlassenen Alm (Sissanisalm) steigen wir über eine Almwiese in Serpentienen nach oben. Jetzt läuft der Schweiß in Strömen. Auf halber Höhe steht ein Schäfer mit seinen Schafen. So ruhig, dass ich ihn erst im letzten Moment erblicke. Oben an der Hochebene, die Sella Sissanis, reicht es auch erstmal. Recht zügig sind wir das Tal nach oben gegangen. Es ist zwar anstrengend, aber gut zu laufen. Ein kleiner steiler Pfad mittig von Gras, es hat zuvor nicht geregnet. Und noch sind keine Ausfälle zu beklagen. Die Sonne knallt auch umn 10 Uhr schon ordentlich.

Noch eine halbe Stunde bis zum Giramondopass. Unter den auf der linken Seite befindlichen Felswänden breitet sich ein riesiges Schotterfeld aus. Das ist ja wieder gar nichts für mich. Rechts geht es hunderte Meter nach unten, mittig ist ein Weg. Tatsächlich macht der Weg einen relativ "modernen" Eindruck. Mit Konzentration geht es dann auch relativ geschmeidig. Nach dem Giramondopass geht es zunächst in entspannten Serpentienen nach unten. Nachdem wir jetzt bereits 3 Stunden unterwegs sind machen wir eine kurze Pause. Anschließend verläuft der Weg steiler und steiler nach unten, 200 hm geht's bergab. Die Sonne scheint ordentlich, kein Windzug. 

Nach dem steilen Abstieg beginnt nach rechts der Höhenweg zur oberen Wolayeralm. Wir werden etwas langsamer, nutzen den Schatten zwischen den Bäumen. Langsam gehen die Wasservorräte zu Ende, es bleibt zum Glück alles auf einer Höhe. Von weitem sehen wir die Obere Wolayeralm. Über eine Kuhwiese gelangen wir über die Schotterstraße nach oben.  Angeschlagen ist die Wolayerseehütte jetzt mit einer Stunde. Da bin ich ja mal gespannt. Kehre um Kehre geht es jetzt nach oben. Noch 40 Minuten laut Schilder. In langgezogenen Serpentienen geht die Straße nach oben, gepräft von E-Mountainbikern, ähnlich wie zur Käsealpe im Oytal. Oben angekommen ist es wunderschön. Der Seekopf hinter dem Wolayersee. Kleiner Wehmutstropfen: Von italienischer Seite aus, über das Rifugio Marinelli strömen die Italiener als Tagestouristen zum Wolayersee. Das Wetter ist total schön- wir trinken zunächst auf der Terrasse ein Wasser mit Zitrone ehe ich die Wanderschuhe gegen Flipflops tausche und mit diesen eine Runde um den See laufen. Ja, sie läuft mit Wanderklamotten und Flipflops über Gestein und Geröll um den See. Lass sie mal alle gucken.

Abends gibt's für mich wieder das Bergsteigeressen. Diesmal Kichererbsensuppe mit Kartoffeln und Wurst. Dazu heute mal ein Glas Wein. Wir sitzen entspannt oberhalb des Sees, schauen auf das Bergmassiv. Das Fenster bodentief, die Sonne scheint noch leicht. Alles total entspannt.

Heute schlafen wir im Viererzimmer, die anderen beiden kennen wir auch schon von den letzten Tagen.

Im Internet hatte ich im Vorfeld viel über die Wolayerseehütte gelesen. Früher war es die Eduard-Pichl-Hütte. Im Ersten Weltkrieg war dieses Gebiet Kriegsschauplatz, dadurch wurde auch die Hütte zerstört und erst Anfang der Zwanziger Jahre auf Initiative des damaligen Obmans der Sektion Austria, Hofrat Eduard Pichl, wieder aufgebaut. Er versuchte, die Frontsteige des Gebirgskrieges in Höhenwege umzuwandeln und touristisch zu erschließen. Alles in Ehren, allerdings war er auch Anhänger des nationalsozialistischen Regimes und Antisemist und setzte 1924 den Arierparagraphen in der Alpenvereinssatzung durch. Mit dieser Nazi-Vergangenheit war der Name der Pichl-Hütte sehr schwierig. Erst 2002 erhielt die Hütte dann wieder den ursprünglichen Namen "Wolayerseehütte" zurück.

Durch diese Vergangenheit der Hütte werden deutsche Gäste oft in die rechte Ecke oder Reichsbürger-Fraktion gestellt. Wir haben das auf der Hütte in keiner Weise gespürt. Auch die Kommentare, die sich im Internet diesbezüglich wiederfinden, kann ich nicht nachvollziehen. Schade, dass auch nach so vielen Jahren die deutsche Vergangenheit noch immer so präsent sein muss.