Oberstdorf bis kemptner Hütte, 8.5 km

Um 6 Uhr steigen wir am Essener Hauptbahnhof in den Zug. Für 2 Personen kostet die Zugfahrt 127 Euro mit Platzreservierung. War doch irgendwie klar, dass auf unseren Plätzen schon jemand saß. Aber sonst war der ganze Wagen leer. Der Herr würdigte uns keines Blickes, als ich ihn auf die bestehende Reservierung ansprach- trollte sich dann aber. Nach einem kurzen Nickerchen und einem Blick auf die Uhr war klar, dass wir auf Grund der eingefahrenen 20-minütigen Verspätung den Anschlusszug in Mannheim nicht erreichen konnten. Aber eine Stunde später fuhr in Mannheim ja schon der Nächste. Natürlich kam dieser Zug auch schon zu spät, sodass wir den nächsten Zug in Ulm auch nicht erreichten. Wir haben bereits Erfahrungen mit der Deutschen Bahn, da muss man bei einer Fahrt quer durch Deutschland mit einer verspäteten Ankunft von 2 Stunden definitiv rechnen. In Ulm nehmen wir am DB- Reisecenter ein Fahrgastrecht- Formular entgegen und fangen schon einmal an, das Formular auszufüllen. Denn: Bei einer Verspätung von 1 Stunden gibts 25% vom Reisepreis zurück und bei einer Verspätung ab 2 Stunden schon 50%! Daher sind Verspätungen manchmal gar nicht so schlimm :-)

In Oberstdorf kommen wir mit einer Verspätung von 122 Minuten an, die Erstattung des halben Fahrpreises holen wir uns in bar am dortigen DB- Reisecenter ab!

Im Tourismusbüro erfragen wir wann der nächste Bus nach Spielmannsau fährt. Wir ernten erstaunte Blicke, ob wir denn bei dem Regen noch die Tour auf uns nehmen wollen... Außerdem habe es "oben" geschneit....

Unten gehts bei Nieselregen mit dem Bus nach Spielmannau. Dort angekommen sieht es wettertechnisch nicht viel besser aus.

Der Fußweg bis zur Kemptner Hütte ist mit 3 Stunden angeschlagen. Nach dem recht kurze Stück auf der Fahrstraße geht es nach rechts in den Wald. Rechts unterhalb befindet sich die Trettach, wir queren ständig kleinere Bachläufe, gelangen dann nach einigen Kehren zu einem kleinen Aussichtspunkt (linksseitig des Weges "Gedenkstätte"). Wir haben ca. eine Stunde des Weges geschafft- anstrengende erste Höhenmeter und ich frage mich, was ich hier eigentlich mache. Meine Fresse ist das anstrengend. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich war gut trainiert, daran konnte es nicht liegen. Vielleicht lag es am frühen Aufstehen- da muss sich mein Körper erstmal dran gewöhnen.  Aber erstmal laufen und dann kann man ja immer noch sehen...

Nach einem Schluck Wasser geht es zeitig weiter- eine Brücke wird passiert und wir sehen die ersten Menschen auf der Strecke- 5 Männer, die wir nach und nach überholen. Mein Bruder geht vor, wir haben unsere eigenes Tempo- nur seins ist schneller als meins! Das wussten wir aber beide vorher, daher haben wir vereinbart, dass er an diffizilen Stellen oder unklaren Weggabelungen auf mich wartet. Die Strecke wird jetzt etwas rauher, links im Fels sind Drahtseile verbaut- rechts ist ein steiler Abgrund ohne Pflanzen/Sträucher o.ä. Teilweise sind es recht starke Wasserfälle die den Weg kreuzen, die Sicherung erfolgt an den Stahlseilen- die Konsequenz ist, dass die komplette linke Seite der Jacke und auch der Hose mit ca. 5 Grad kaltem Bergwasser geflutet wird.  Dann endlich, auf der rechten Seite kann man die Kemptner Hütte erblicken: Im Schnee! Die Wiesen sind jetzt nicht mehr grün sondern weiß- und: die Sonne scheint. Nach ein paar Lehrern gelangen wir zur Kemptener Hütte. Noch die Schuhe und die nassen Socken aus und rein in die Flip Flops.

Diese Hütte haben wir vorreserviert- daher können wir zwischen Lager und Zimmer wählen. Wir nehmen das Zimmer und bekommen einen Schlüssel für ein 10-Bett- Zimmer. Wir sind erstaunt, dass in dem Zimmer nur 2 Betten belegt sind und dass es richtige Bettwäsche gibt. Trotzdem ist der Hüttenschlafsack obligatorisch, denn so viel können die Hüttenwirte gar nicht waschen...

Duschen fällt heute mal aus, es gibt nur kaltes Wasser. Da haben wir beide am ersten Tag noch keine Lust drauf!

Bei leckerem Kartoffelsalat mit Leberkäse und einem Radler schauen wir aus dem Fenster. Es schneit!