21.11.2019 Chichen itza

Am nächsten Morgen stellen wir uns für 6:15 Uhr den Wecker, um 7:30 Uhr wollen wir den Bus nach Chichen Itza nehmen. Eigentlich hätten wir gerne eine Sunrise-Tour mitgemacht. Allerdings fährt um 4 Uhr kein öffentliches Transportmittel nach CI und Uber ist hier nicht verfügbar.

Am Busbahnhof kaufen wir Tickets nach CI für 140 Pesos (Hin- und Rückfahrt für 2 Personen), der Bus fährt pünktlich um 7:30 Uhr ab. Nach ca. 45 Minuten erreichen wir Chichen Itza. Wir haben uns auf Menschenmassen eingerichtet- um 8 Uhr öffnet das Gelände. Wir müssen an zwei Schaltern Tickets kaufen, einmal 406 Pesos Parkeintritt und dann noch mal 75 Pesos Steuergeld. Mexikaner zahlen weniger.

Die Schlage an den Kassen ist schon echt lang, der Einlass geht aber zügig. Auf dem Vorplatz fahren Touristenbusse vor. Der Park macht ja erst um 8 Uhr auf, fast sind wir von der Uhrzeit noch zu spät. Um es vorwegzunehmen: Die Massen kommen, wenn wir gehen- um die große Pyramide herum tummeln sich die Massen in großen Gruppen. Durch die Massen verliert das Gelände schon etwas an Charme. Ganz anders als in Uxmal. Das bekannteste Gebäude ist die große Pyramide, das Kukulcán. Die Pyramide ist knapp 30 Meter hoch. Wegen der Menschenmengen darf man in Chichen Itza nicht mehr auf die Gebäude- vermutlich wäre dann auch schnell alles kaputt.

Insgesamt hat die Pyramide 365 Stufen, vier Aufgänge mit jeweils 91 Stufen. Plus der Sockel des Tempels "El Castillo". Jede Stufe steht für einen Tag innerhalb des Jahres, auch die Maya haben schon einen enormen astronomischen Wissensstand. Die Pyramide ist nach allen Himmelsrichtungen ausgerichtet. Zweimal im Jahr (wenn Tag und Nacht gleich sind: 20./21. März und 22./23. September) wird Chichen Itza von Menschenmassen geflutet. Wenn zu den Zeiten der Schatten auf die Pyramide fällt, bildet sich am Ende der Nordseite (wo die Schlangenköpfe sind) ein derartiger Schatten, dass es aussieht, als würde eine Schlange die Pyramide herunterkriechen. Deswegen ist die Neigung der Treppe etwas flacher als die Pyramide selbst. Auch die extrem starke Neigung der Pyramidenstufen spielt bei diesem Lichtspiel eine Rolle. Die Bauweise ist echt faszinierend! Das Areal ist insgesamt 1.547 Hektar groß- zum Glück. Und zum Glück verteilen sich dadurch die Menschenmassen. Es lohnt sich trotzdem früh da zu sein. Bestimmt ist es aber auch abends traumhaft dort, wenn die Menschenmassen mit ihren Bussen wieder in Richtung Cancun verschwunden sind. Abends gibts noch eine Lichtershow am großen Tempel. So lange bleiben wir aber nicht. 

Neben dem großen Tempel befindet sich der Ballspielplatz. In Yucatan gibt es 520 solcher Plätze, dieser ist mit einer Größe von 168x38 Metern und einer Höhe von 8 Metern der größte und bedeutendste der Halbinsel. An jeder Seite befindet sich in 7 Metern Höhe ein jeweils schlangenverzierter Ring. Durch den musste früher beim Ballspiel der Ball geschlagen werden. Die Bälle waren früher aus Kautschuk und möglicherweise befand sich im Innern des Balls ein Totenschädel. Die Maya spielten eine Art Fussball: Jeder Spieler hatte Protektoren an Armen und Beinen mit denen der Ball gespielt werden musste aber der Boden nicht berührt werden durfte. Der Kapitän der Verlierermannschaft wurde geopfert, besser gesagt geköpft. Auch die Akustik des Platzes ist grandios: Wenn man irgendwo auf dem Platz steht und in die Hände klatscht erklingt ein bis zu 7-faches Echo. Also klatscht natürlich jede Reisegruppe mehrfach in die Hände- andere schauen sich verwirrt um, weil sie nicht wissen was los ist. Mittig am Kopfgebäude kann man in Richtung der Mauern sprechen und sich mit dem knapp 200 Meter entfernten Gegenüber sprechen. Ein akribisches Bauwesen der Maya zeigt das gleiche Phänomen wie in der Central Station in NYC.

Mittlerweile sind diverse, an die hunderte, Verkaufsstände in CI aufgebaut. Eigentlich gibt es alles zu kaufen was irgendwie mit Maya zu tun hat: Skulpturen, Traumfänger, Decken, T-Shirts. Der Weg zur Cenote ist 400 Meter lange- alles voller Stände. In dieser Cenote kann man nicht schwimmen, man kann sie nur von oben sehen. Und sieht eher aus wie ein Tümpel. Sie ist nach oben offen, hat 60 Meter Durchmesser und eine Wassertiefe von 13 Metern. Nicht wie sonst wird diese Cenote für das Trinkwasser der umliegenden Dörfer genutzt, sondern als Eingang zur Unterwelt betrachtet. In dieser Cenote wurden zahlreiche Opfergegenstände aus Jade und Gold gefunden- insgesamt so viele, dass diese Cenote mit dem Pantheon in Rom verglichen wird. Neben den religiösen Gegenständen haben Forscher auch menschliche Knochen gefunden- also Opfergaben der Maya.

Wieder müssen wir den Weg an den Ständen zur großen Pyramide zurück gehen. Die Händler bieten weiter an, lassen uns aber einigermaßen in Ruhe und sind nicht aufdringlich. Sind ja auch anderer Touristen mit bunten Armbändchen da, die bestimmt was kaufen wollen.

Wieder zurück an der großen Pyramide gehts für uns weiter nach links. Dort findet man den Kriegertempel. Er soll das schönste Bauwerk der Maya sein. Auf der obersten Plattform ist in liegender Stellung der Gott Chaac-Mo‘ol zu sehen. Rechts davon ist der Palast der 1.000 Säulen. Es sollen nicht 1.000 sondern 500 sein, wir haben sie aber nicht alle gezählt. Ursprünglich waren auf den Säulen ein Gewölbedach aus Holz, das ist aber im Laufe der Zeit in sich zusammengefallen und nicht wieder aufgebaut worden. Die einzelnen Säulen weisen schöne Reliefe von Kriegern und von menschenherzenfressenden Adlern auf. Leider kommt man nicht so nah an die Säulen, sodass man es auch nicht so richtig gut erkennen kann.

Wenn man von den Säulen weiter geht, geht es irgendwann links in Richtung Altstadt von Chichen Itza. Wir erreichen das Hohenpriestergrab, die Pyramide ist ein Kleinformat von der großen Pyramide. An allen vier Seiten befinden sich Treppen, die am Boden in Schlangenköpfen enden. Im Innenbereich ist ein Opfertisch aufgestellt, auf den geschnitzten Hochrelief-Tafeln sind Männer abgebildet die Masken und Kostüme aus Vogelfedern tragen und offensichtlich einen rituellen Tanz aufführen. Die Pyramide ist siebenstufig, tief unter der Pyramide befindet sich ein Königsgrab. Ein kleines Stückchen weiter links ist der Gebäudekomplex der Nonnenklosters. Das ist der älteste Gebäudekomplex der Stadt. An der Fassade der Ostseite kann man große Masken des Regengottes Chaac erkennen. Daneben das Gebäude ist mit Ringelnasen ds Regengottes verziert. Der war während der klassischen Periode in Chichen Itza offensichtlich der wichtigster Mayagott.

Weiter gehts: Wir kommen zum Schneckenturm. Es gibt eine spiralförmige Treppen im Inneren, die bis zum oberen Teil des Gebäudes führt. Im oberen Aufbau befindet sich eine Beobachtungskammer mit mehreren tiefen und schmalen Fensteröffnungen. Vermutlich handelt es sich um ein antikes Observatorium, von dem man die Veränderungen des Himmels ohne Hilfsmittel beobachten konnte.

Als letztes Gebäude kommen wir zum roten Haus. Im Innern befinde sich rote Wandmalereien. Das Haus besteht aus einem Vorraum und drei weiteren Zimmern. Man kann eine lange Hyroglyphenschrift erkennen. Auf der Rückseite des Gebäudes ist ein Ballspielplatz zu erkennen. Direkt daneben auf einer hohen Terrasse liegt das Haus des Hirsches. Der Name kommt von den Überresten der Wandmalereien auf denen ein Hirsch zu erkennen ist.

Wir gehen wieder zurück zur großen Pyramide, vorbei an den jetzt schon vollständig aufgebauten Verkaufsständen und vorbei an noch mehr Menschenmassen. Wir haben uns bereits in Valladolid ein open-ticket für die Rückfahrt gekauft. Wir sind also nicht an einen bestimmten Bus gebunden. Wir nehmen den nächsten Bus nach Valladolid, auf Grund der Klimaanlage eiskalt. Am Busbahnhof wollen wir uns auf unsere Fahrräder schwingen, doch sie sind weg. Wir hatten sie angeschlossen, aber sehen sie jetzt nicht mehr. Wir lassen unsere Blicke schweifen- sie stehen zum Glück auf der anderen Seite des Terminals in Fahrradständern. Die haben wir vorher nicht gesehen und die Räder einfach gegen die Wand gelegt.