nassfeld-hermagor

Route 12

Gehzeit: 4,5 Stunden

21,9 Kilometer

1.270 hm runter, die hm nach oben sind nicht erwähenswert

 

Wir gehen gemütlich gegen 7:30 Uhr zum Frühstück und bedienen uns am Buffet. Um 9 Uhr fährt der erste Lift zum Garnitzentöll nach oben. Mittags soll es leicht gewittern, daher wollen wir kein Risiko eingehen. Dass das Gewitter um 18 Uhr noch nicht da ist muss ich wohl nicht erwähnen. Mein Bruder startet mit langer Hose, Longshirt und Jacke. Ich in kurz/kur. Verkehrte Welt. Wir sitzen im 2. Sessellift der nach oben fährt. Es ist recht kühl, noch geht es aber. Die Fahrt nach oben dauert 15 Minuten, wir entdecken ein paar Murmeltiere und den Alpenhof Plattner unterhalb der Liftstrecke. Das Hotel wird im Rother Wanderführer als Unterkunft aufgeführt-ist ein ÖAV Vertragshaus. Wir haben nachgeguckt- kostete in etwa das gleiche wie unser Hotel, gab natürlich nicht AI. Egal. Dafür gabs bei uns auch noch das Bergbahnticket dazu. So gönnen wir und die ersten 300 hm.

Die Wanderung ist im Prinzip zu Ende-wir müssen "nur" noch absteigen.

Die meisten Sessellift-Fahrer biegen an der Bergstation nach links zum Gartnerkofel ab um dort auf den Klettersteig zu gehen. Wir gehen nach rechts, vorbei an der schon geöffneten Apres-Ski-Bar "Zur Berghexe". Nebel zieht auf. In Serpentienen auf einem geschotterten Fahrweg gehen wir Höhenmeter um Höhenmeter nach unten. An der Garnitzenalm biegen wir nach links ab um am Fuße des Gartnerkofels zu bleiben. Die Route 12 würde nun eigentlich zur Eggeralm weitergehen. Diesen "Umweg" nehmen wir jetzt aber nicht mehr, sondern werden durch die Klamm nach Hermagor absteigen.

Der Weg wird schmaler und steiniger, immer stromabwärts des Garnitzenbaches. Das Tal wird enger und eingeschnittener, in frage mich ob wir schon in der Klamm sind. Nein, noch ist sie nicht als Klamm ausgewiesen, es kommt mir einfach nur so vor. Der Untergrund wird immer feuchter, kleinere Bäche kommen von links und rechts den Berg herunter. Irgendwann an einer Abzweigung beginnt dann der "gebührenpflichtige" Weg. Teil 4/4 der Klamm beginnt. Was ich vorher irgendwie nicht wusste: Von unten nach oben werden die Abschnitte der Klammer immer schwieriger. An Seilpassagen bewegen wir uns in ziemlicher Höhe am Rande des Abgrundes nach unten. Wir sind in der schwierigsten Passage, hier sind kaum Menschen. Ein Wagemutiger springt an einer günstigen Stelle in den Bach, seine Begleitung filmt das Spektakel. Je weiter wir nach unten kommen, desto voller wird es. Menschen mit Hunden klettern über Seilpassagen und in de Felsen eingelassene Tritte. Kinder werden über Seile geschickt-kaum so groß, dass sie sich selbst festhalten können. Durchgeschwitzte Menschen, die sich vermutich sonst in ihrer Freizeit kaum bis gar nicht bewegen quälen sich durch die Klamm nach oben. Neu gekaufte Schuhe werden für den Familienausflug ausgeführt, Handtaschen statt Rucksäcke werden zur Schau gestellt. Gut, dass man an vielen Passagen die Hände zum Festhalten benötigt und die Steine (Klamm halt) teilweise sehr rutschig sind.

Irgendwann läuft mir Wasser hinten am Bein hinunter. Meine Hose ist total nass. Was ist das denn jetzt? Ich fühle während des Gehens am unteren Teil des Rucksacks. Total nass. Es kann nur die Trinkblase sein. Ich habe die Vermutung, dass sie im unteren Teil gerissen ist. Schnell hole ich alle Plastikbeutel aus dem Rucksack und sehe das Maleur: Der Schlauch hat sich von der großen Kammer gelöst. Ich schütte den Rucksack aus, trocken wird er jetzt nicht. Ist ja nicht das erste Problem mit der Blase. Einziger Kommentar von meinem Bruder: War wohl ein Fehlkauf.

Na ja, nach ein paar Jahren muss man die Blase wohl mal ersetzen. 

Ich packe die Beutel mit der Kleidung wieder in den nassen Rucksack, setze ihn auf. Der untere Teil drückt sich an meine Hüfte-alles wird noch nasser. Muss ich jetzt durch. Es ist warm, es ist Sommer und die Funktionshose wird hoffentlich schnell wieder trocken.

Nach ungefähr 2 Stunden sind wir durch die Klamm durch. Im Prinzip sind alle Mesnchen nach oben gelaufen, sodass wir (grade im unteren Teil) permanent Gegenverkehr hatten und ausweichen mussten. Wir Gazellen sind wird durch die Klamm gelaufen, in der Regel mein Bruder vorweg und die Actionkamera an. Wir hätten auch Parkwächter sein können. 

Nach der Klamm kommt dann der unangenehmste Teil der Komplettwanderung: 1,5 Stunden Strasse.

Erinnert an unsere Portugal-Atlantik-Wanderung. Die letzten Kilometer immer Straße.

Die Sonne scheint, die Stunde vergeht einigermaßen schnell. Wir erreichen Hermagor-Bahnhof so, dass wir im Spar noch 2 Dosen Bier kaufen und anschließend die 1,5 Stunde mit dem Zug nach Klagenfurt fahren. Als wir dort aussteigen merken wir es: Es ist Sommer. So wie ich am Anfang der Wanderung auf den ersten Hütten noch so gefroren habe tritt jetzt das genaue Gegenteil ein. Meine Güte ist das warm.

Nach einer ausgiebigen Dusche im Hotel nahe der "inneren Stadt" gehen wir noch im "Heiligen Josef" etwas essen. Ein tripadvior-Tip und ein Tip der Hotelbetreiberin. Als wir gegen 17:30 Uhr am Restaurant ankommen sind schon Tische belegt, wir können aber problemlos einen Tisch wählen. Das Restaurant ist gut besucht-teilweise bilden sich draußen aber auch schon Schlagen, weil so viele Gäste einen Platz haben wollen..

Grundsätzlich nicht unsere Zeit so früh essen zu gehen. Dadurch, dass wir die letzten Tage immer sehr früh aufgestanden sind und entsprechend früh gefrühstückt haben, sind wir natürlich nach den Wanderungen auch immer zeitnah hungrig. Hat sich bewährt, zudem wir auch spätestens um 22 Uhr schlafen gegangen sind.

Was soll ich sagen: 146,8 Kilometer gelaufen, 8.820 Höhenmeter hoch und 10.460 Höhenmeter wieder runter. Tolle Tour, nix für Anfänger. Super Hütten (insbesondere da sie nicht so groß waren),  eher kleiner und familiärer. Nicht so eine Massenabfertigung wie auf der Kemtpner Hütte. Der Blick für das Wesentliche bleibt bestehen. Wandern erdet. Was braucht man mehr, als man auf dem Rücken trägt. Und: Müsliriegel und Salami geht immer. Radler auch.

 

Danke Bruder. 

Dass du das mitmachst!

Dass ich plane, dass du mich zum Sport mitnimmst und beim handwerken hilfst.

Dass es beim wandern mal Strecken gibt, wo ich schneller laufe als du (ja, das soll Motivation sein und das weiß ich zu schätzen). 

Dass dir auch mal die Füße weh tun (ja, war nur einmal-ich weiß...). 

Und dass du gerne sagst: "Du bist ja meine Schwester und nicht meine Freundin. Du hast dir die Strecke ausgesucht, dann wirst du sie auch schaffen. Und zur Not nehme ich auch deinen Rucksack. Aber laufen musst du schon alleine."